Interview mit Maria Lorenz: Podcasts von und mit Frauen Folge 6
Maria Lorenz hat ihren ersten Podcast 2010 veröffentlicht. Seitdem sind viele dazugekommen, denn Maria hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie ist Podcast-Produzentin.
Podcast-Produzentin Maria Lorenz
Maria Lorenz hat ihren ersten Podcast 2010 veröffentlicht. Seitdem sind viele dazugekommen, denn Maria hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie ist Podcast-Produzentin.
Wie wird man Podcast-Produzentin?
Aus Versehen (lacht). Oder so ein bisschen aus der Not heraus. Ich habe vor 8 Jahren angefangen, weil ich unbedingt mit einer Freundin einen Podcast machen wollte. Irgendwann wollte jemand im Bekanntenkreis einen Podcast für seine Firma machen. Das hab ich dann auch gemacht. Danach hat sich das weiterentwickelt, es ist langsam gewachsen über die Jahre. Bis ich mich entscheiden musste, meinen anderen Job aufzugeben, um Vollzeit Podcasts zu machen.
Hast du denn einen Hintergrund im Audiobereich?
Im weitesten Sinne. Ich komme aus der Musikbranche. Ich habe meine Ausbildung bei der EMI gemacht und später im Booking gearbeitet. Aber ich habe nie mit Aufnahmen zu tun gehabt. Das technische Wissen habe ich mir nach und nach selber beigebracht, als wir das noch so für uns selber gemacht haben. Man wird mit jeder Folge besser. Und als dann die ersten Kunden angefragt haben, war ich so weit.
Seit wann machst du das Vollzeit?
Ungefähr seit zwei Jahren.
Und bei wie vielen Podcasts, die momentan laufen, hast du deine Finger im Spiel?
Vielleicht so zehn.
Einer davon ist Gästeliste Geisterbahn. Maria nennt ihn auch ihren „Haus und Hof“-Podcast, weil sie ihn schon so lange macht. Hier ein kurzer Ausschnitt.
Wie sieht denn deine Arbeit aus? Worum kümmerst du dich bei den Produktionen?
Das ist immer sehr individuell. Ich bin schon an allen möglichen Stellen eingestiegen. Manchmal wollen Kunden einen Podcast haben, wissen aber gar nicht so richtig, was das überhaupt ist. Für die entwickle ich dann ein Konzept. Manchmal haben sie ganz konkrete Vorstellungen. Dann kümmere ich mich um die Technik und stelle bei Bedarf auch das Studio.
Wie war das z.B. bei Dunkle Heimat, deiner Produktion für Antenne Bayern?
Antenne Bayern wusste schon, um welches Genre und um welchen Fall es gehen soll. Wir hatten dann die tolle Freiheit, das Drehbuch zu schreiben und die Aufnahmen zu machen. Sie haben uns sozusagen laufen lassen.
Maria bei den Aufnahmen zu „Dunkle Heimat“.
Wo lässt du dich denn für deine Konzepte inspirieren?
Eigentlich überall. Ich denke immer, alles, was man hören kann, könnte theoretisch ein Podcast sein. Ich spreche auch viel mit anderen Leuten, die Podcasts machen. Und ich habe auch immer ein Auge in Richtung USA. Die Amerikaner sind uns voraus. Vor allem aber sind sie viel mutiger, weil das Medium da schon viel selbstverständlicher ist.
Alles, was man hören kann, könnte theoretisch ein Podcast sein.
Denkst du an darüber nach, wie es mit Podcasts in Zukunft weitergehen könnte? Gerade in den USA spricht man ja auch immer wieder von einer Blase…
Ich glaube nicht, dass es eine Blase ist. Ich glaube, das ist ein neues Medium, das sich etabliert und dann gibt es das. So wie sich Fernsehen und Radio etabliert hat. Es ist auch einfach ein praktisches Medium. Es macht für mich total Sinn, dass es das heute gibt. Heute hast du überall Internetzugang und keiner hat mehr Zeit. Podcasts kannst du überall nebenbei hören. Ich glaube deshalb nicht, dass es wieder verschwindet. Irgendwann wird es vielleicht selbstverständlicher, dann fühlt es sich an, als wäre der „Hype“ vorbei. Aber nein, ich glaube, Podcasts sind here to stay.
Und in welche Richtung könnte es deiner Meinung nach in der deutschen Podcast-Szene gehen?
Podcasts waren hier lange Jahre privat und Hobbypodcasts. Dann haben Radiosender iTunes als Mediathek genutzt. Später kam Sanft & Sorgfältig und Firmen haben gemerkt, das hören viele Leute. Jetzt entdecken Marken und Medien Podcasts für sich, dadurch kommt Geld dazu. Die Inhalte werden aufwendiger. Das wird es jetzt immer mehr geben. Aber ich glaube fest daran, dass viele von den ursprünglichen Podcasts trotzdem bleiben. Podcasts, die sich über die Jahre etabliert haben, wo Menschen einfach über Dinge reden, die sie beschäftigen.
Podcasts sind here to stay.
Ja. Gerade mit Podcasts kann man sich ja eine treue Hörerschaft erarbeiten…
Und die Hörer sind schlau. Die hören vielleicht z.B. Dunkle Heimat, aber das bedeutet ja nicht, dass sie andere Sachen nicht mehr hören. Ich habe manchmal das Gefühl, es wird oft vergessen, dass Hörer mehrere Sachen hören können. Ich glaube, man muss sich nicht so viele Sorgen um ein Ungleichgewicht machen. Es sind genug Ohren für alle da.
Was macht für dich denn einen guten Podcast aus?
Manchmal merke ich bei Podcasts, dass Leute sich vorher zu wenig Gedanken machen. Manchmal kommen sie nach ein paar Folgen an ein Ende und wissen nicht, was sie weiter erzählen sollen. Man sollte sich vorher immer überlegen, ob man 15, 20 Folgen füllen könnte. Schlechter Sound ist für viele ein No-Go. Aber da gibt es mittlerweile ganz gute erschwingliche Lösungen. Und ich muss ehrlich sagen, wenn mich ein Podcast inhaltlich mitreißt, dann ist mir das auch egal. Ich finde es einfach toll, wenn ich merke, dass Menschen für etwas brennen.
Für unsere Playlist hast du die erste Folge von Dunkle Heimat ausgewählt. Auswahl hättest du ja genug gehabt. Warum ist es dieser Podcast geworden?
Was für mich an Dunkle Heimat besonders war, war, dass ich zum ersten Mal richtig mit Sounds und Musik gearbeitet habe. Teilweise ist es ja sehr hörspielig. Ich konnte mich da richtig austoben und freue mich, dass er so vielen gefällt. Deswegen zeige ich ihn gerne.
Und wir hören gerne (noch mal) rein. Danke Maria, für deine Zeit!
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