Corporate Podcasting 2/2: Beispiele für erfolgreiche Unternehmenspodcasts
Ist die Entscheidung für einen eigenen Podcast gefallen, geht es um das richtige Konzept. In der Unternehmenswelt sind die Formate und Spezialisierungen vielfältig. Teil 2 unseres Mini-Specials von Jasmin Lörchner zeigt dir einige erfolgreiche Produktionen, von denen du lernen kannst.
In Teil 1 unseres Mini-Specials zu Unternehmens-Podcasts haben wir erklärt, was du bei der Entscheidung für einen eigenen Podcast bedenken solltest: Für welche Art von Unternehmen lohnt sich eine eigene Produktion und was muss bei der Planung bedacht werden? Im zweiten Teil unseres Specials besprechen wir Beispiele und erklären, warum sie funktionieren. Lass dich inspirieren!
Beispiele für gelungene Corporate Podcasts
Bei einer Recherche in Podcatchern zeigt sich schnell, dass die Themenfelder für Business-Podcasts vielfältig sind:
Markenbewusstsein: Viele Unternehmen nutzen Podcasts als Marketingtool für die Außenkommunikation, um Aufmerksamkeit für die Marke zu schaffen und potenzielle Kunden zu finden und zu binden. Ein Beispiel dafür ist der amerikanische Konzern General Electric. Nach dem Motto „Go Big or Go Home“ heuerten die Amerikaner 2015 einen Drehbuchautor an, der ihnen den achtteiligen Podcast „The Message“ schrieb. Das Science-Fiction-Format à la Orson Welles erreichte zeitweilig sogar Platz 1 in den amerikanischen iTunes-Charts. Andy Goldberg, Chief Creative Officer bei GE, sagt über das Projekt: „Es ist eine Science-Fiction-Story, die die Hörer damit verbindet, was GE ausmacht, ohne explizit Werbung für die Marke GE zu machen.“ Ein ähnliches und rundum gelungenes Beispiel aus Deutschland: „Backup“ von der Lufthansa.
Produktlaunch: Als Staffel geplant kann ein Podcast zum Markteintritt eines neuen Produkts bei Kunden und Mitarbeitern für Aufregung sorgen. Der amerikanische Makeup-Hersteller Sephora ging eigens für die Einführung der neuen Lippenstift-Marke #Lipstories mit einem gleichnamigen Podcast an den Start. In den einzelnen Episoden erzählen Frauen aus allen Lebenslagen über Momente, in denen sie sich schön, selbstbewusst und stark gefühlt haben. Die Geschichten liefern einen Mehrwert und verknüpfen das Produkt mit einer positiven Message.
Themenspezialist und Kundenbindung: Manche Unternehmen positionieren sich mit ihren Audioproduktionen als Experte für bestimmte Themen. Die Krankenkasse AOK informiert in „Morphium und Ingwer“ über Gesundheitsthemen und betreibt auf diese Weise Kundenbindung.
Dass das auch bei Heimwerkern funktioniert, beweist der Baumarkt Hornbach: „Werkstattgespräche“ bietet Machern ein Forum, die authentisch im Dialekt und mit Lokalkolorit über ihre Projekte sprechen. Super für die Kundenbindung, aber auch intern: Die Episoden zeigen unterhaltsam, wie Heimwerker mit Produkten aus dem Baumarkt ihrer Passion nachgehen – Grund zum Stolz auch für Hornbach-Angestellte. So geht modernes Content-Marketing mit Storytelling!
Für Mitarbeiter: Die neuesten Interna, firmeninterne Veranstaltungen und Themen, über die im Pausenraum grad jeder redet, können speziell für Mitarbeiter aufbereitet werden. Autobauer Audi betreibt neben seinem E-Mobilitäts-Podcast auch eine Produktion speziell für die Mitarbeiter, in dem das Neueste aus Ingolstadt und Neckarsulm besprochen wird. Eigens engagierte professionelle Radio-Modertoren greifen aktuelle Themen auf und fördern das Engagement der Belegschaft, etwa indem sie einen Ideenwettbewerb für den Produktionsstart nach der Corona-Krise ausrufen.
Unternehmenspolitik: Entscheidungen des Managements und Verhaltensregeln am Arbeitsplatz können schriftlich kommuniziert werden – aber viel unterhaltsamer als die tausendste E-Mail der Führungsetage ist ein Audioformat, dass kurz und knackig erklärt, warum das Unternehmen tut was es tut. Nach diesem Konzept funktioniert der „Tell me why“-Podcast von American Airlines: Dort kommen von Rückmeldungen zur neuen Uniform für Flugbegleiter über Beförderungsregeln in der Kabine alle Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in kurzen Episoden (fünf bis maximal zehn Minuten) auf den Tisch. Moderator Ron DeFeo ist Vize für die Globale Kommunikation bei der Fluglinie und macht seine Sache so überzeugend, dass neben Mitarbeitern auch Fans der Airline regelmäßig einschalten.
Schulung/Weiterbildung: Für Unternehmen mit zahlreichen Filialen stellt sich die Frage, wie sie ihre Belegschaft regelmäßig schulen. Statt jede Vertriebsstelle einzeln abzuklappern, nutzt Autobauer Opel einen internen Schulungs-Podcast, um Themen wie den Verkaufsstart neuer Modelle, neue Gesetzesgrundlagen zur Abgasregelung und Werbekampagnen zu behandeln. (Sorry, das der Podcast nicht-öffentlich ist, gibt es hierzu leider keinen Link.)
Gespräche mit dem CEO: Entscheidungen und Erfolgserlebnisse des Unternehmens werden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in kurzen Häppchen aufbereitet und machen das Management nahbar. Vom Chef direkt zu hören, welche Themen das Management bewegen, gibt der Belegschaft das Gefühl, stärker eingebunden zu werden. Bevor Mark King 2019 CEO der Fastfood-Kette Taco Bell wurde, war er Nordamerika-Chef von Adidas. Dort thematisierte er im Podcast „Extraordinary happens“, was man von Leistungssportlern in punkto Willenskraft und Leadership lernen kann – ein unterhaltsames Format, um Mitarbeiter zu motivieren.
Forschung und Wissenschaft: Ob Ingenieurwesen oder Hochschulbetrieb: Die Forschung schläft nicht. Je nach Branche kann es für manche Unternehmen sinnvoll sein, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse kurzweilig in einem Podcast aufzubereiten. Wie unterhaltsam das auch für kompliziertere Themen sein kann, beweisen die beiden Physiker Nicolas Wöhrl und Reinhard Remford mit „Methodisch Inkorrekt“ – ein außerordentlich erfolgreiches Beispiel in Sachen moderner Wissenschaftskommunikation.
Auch vier amerikanische Historiker wecken mit ihrem Podcast „BackStory“ Neugier für die Geschichtsforschung und verbinden aktuelle Geschehnisse in Amerika mit Ereignissen der Geschichte.
Weitere Ideen für Unternehmenspodcast
Unsere Liste mit Beispielen ließe sich beliebig fortführen – hier noch einige weitere Ideen für Formate, die vielleicht für dich und dein Unternehmen genau das Richtige sind: Für neue Angestellte und nach Beförderungen kann Onboarding und Wissenstransfer im Podcast gebündelt stattfinden und den Einstieg im neuen Job erleichtern. Ein Offboarding-Podcast, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, könnte Expertenwissen für die Firma erhalten. Vortrags-Podcasts sind ein einfacher Weg, Redebeiträge bei einem Event oder einer Konferenz für ein größeres Publikum langfristig zugänglich zu machen. Am Ende eines größeren Projekts ließen sich die Erkenntnisse und Learnings als Projektbericht in Audioform zusammengefassen. Und aufwändigere interne Kampagnen können von Planung bis Rollout und Auswertung ebenfalls mit einer Podcast-Produktion begleitet werden, um die Belegschaft auf dem Laufenden zu halten.
Du siehst: Die Möglichkeiten sind vielfältig. Mit guter Vorbereitung und vergleichsweise geringem Produktionsaufwand kannst du in relativ kurzer Zeit ein spannendes Format auf die Beine stellen, das intern und extern ein treues Publikum findet.